… und sichern damit gleichzeitig den Nachwuchs für Ihren Hof. Denn der Fachkräftemangel macht auch vor der Landwirtschaft nicht halt – auch wenn die offizielle Prognose eine andere ist. Denn tatsächlich sieht die Politik bis 2027 keinen Fachkräftemangel, sieht aber einen Engpass an fachlich qualifizierten Betriebshelfern. Und landwirtschaftliche Verbände sind weniger optimistisch. Sie verweisen auf die Lebensrealität von Landwirtinnen und Landwirten, die mit fehlenden Familienarbeitskräften, fehlender Mobilität von Fachkräften und dem fehlenden Wettbewerb mit anderen Branchen zur Mitarbeiterinnen- und Mitarbeitergewinnung zu kämpfen haben.
Was ist nun aber richtig? Und wie gehen landwirtschaftliche Betriebe mit dem Mangel um? In unserem Artikel verraten wir Ihnen alles, was Sie dazu wissen müssen.


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Die Ausgangslage: Das zeigen uns die Zahlen

Offizielle Zahlen gibt es bisher nur für das Jahr 2023. Hier gab es deutschlandweit insgesamt 32.322 Auszubildende in der Land- und Forstwirtschaft sowie in der Fischerei. Das sind, verglichen mit 2022, 633 Menschen weniger. Und dieser Trend begann, mit Ausnahme des Jahres 2021, im Jahr 2007, als mit fast 43.000 Auszubildenden das bisherige Hoch der 2000er Jahre erreicht wurde.


Positiv hervor hebt sich hier allerdings die Berufsgruppe der Landwirtinnen und Landwirte, die mit 9.084 Auszubildende ein plus von 354 Personen im Vergleich zum Vorjahr aufweisen kann. Auch schon im Jahr 2022 wurde hier ein Plus von etwa 200 Auszubildenden verzeichnet.
In Nordrhein-Westfalen gab es 2023 1.398 Auszubildende in der Berufsgruppe der Landwirtinnen und Landwirte – 39 mehr als ein Jahr zuvor. Nur in Niedersachsen gab es mehr. Was positiv hervorzuheben ist: Mit 318 Auszubildenden im ersten Ausbildungsjahr gab es in unserem Bundesland so viele neue Auszubildende wie sonst nirgendwo.


Diese positiven Zahlen dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass seit 2010 die Arbeitskräfte in der Landwirtschaft in NRW um 5,3 Prozent zurückgegangen sind, wobei insbesondere die Zahl der Familienarbeitskräfte um 22,6 Prozent gesunken ist. Obwohl die Anzahl an Auszubildenden zugenommen hat, sind immer noch rund 800 Ausbildungsplätze für den Beruf Landwirtin und Landwirt unbesetzt.
Der Bedarf an Landwirtinnen und Landwirten in Nordrhein-Westfalen wird von mehreren Faktoren beeinflusst, darunter der Strukturwandel in der Landwirtschaft, technologische Entwicklungen und politische Rahmenbedingungen. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in NRW zurückgegangen, was auf eine zunehmende Betriebsgrößenkonzentration hindeutet. Im Jahr 2023 gab es 33.570 landwirtschaftliche Betriebe. Das sind etwa 40 Betriebe weniger als im Jahr zuvor. Allerdings stieg in dieser Zeit die Anzahl an Betrieben, die über 100 Hektar Land bewirtschaften, von 3.589 auf 3.750 Betriebe. Laut Auskunft des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW bewirtschaften diese landwirtschaftlichen Betriebe etwa 1.615.000 Hektar Nutzfläche in Nordrhein-Westfalen – rund 47 Prozent der gesamten Landesfläche.


In landwirtschaftlichen Betrieben waren im Jahr 2023 117.200 Personen angestellt. Drei Jahre zuvor waren es noch 119.400 Menschen. Heruntergebrochen auf den Regierungsbezirk Arnsberg gab es im Jahr 2023 15.900 in der Landwirtschaft tätige Menschen. 2020 waren es noch 14.000.


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Das Problem: Deshalb ist es schwierig, Nachwuchs zu finden

Obwohl in unserem Regierungsbezirk mehr Menschen in der Landwirtschaft tätig sind als noch vor drei Jahren, fehlt es an Nachwuchs. Denn es sind nicht nur 800 Ausbildungsplätze für Landwirtinnen und Landwirte in NRW unbesetzt, sondern insgesamt über 1.000 Ausbildungsplätze in den Agrarberufen. Im Juli 2024 waren fast 38.000 junge Leute noch auf der Suche nach einem Arbeitsplatz – wobei rund 10.000 davon auch alternative Plätze zur Ausbildung hatten. Es gäbe also genug potentielle Kandidatinnen und Kandidaten für die etwa 1.000 Ausbildungsplätze. Warum also sind diese Plätze nicht besetzt?


Die Gründe sind sehr vielschichtig. Häufig wird eine Arbeit in der Landwirtschaft als weniger prestigeträchtig wahrgenommen. Außerdem dominiert häufig noch ein traditionelles Bild der Landwirtschaft, obwohl sich viele Menschen nicht bewusst sind, dass die moderne Landwirtschaft zunehmend digitalisiert und technisiert ist. Hinzu kommt allerdings, dass die Arbeitsbedingungen als vergleichsweise unkomfortabel wahrgenommen werden. Häufig müssen Landwirtinnen und Landwirte bereits früh morgens aufstehen und auch an den Wochenenden arbeiten – was gerade viele junge Leute nicht (mehr) wollen. Und auch die körperliche Belastung, trotz Automatisierung, ist nach wie vor da. Außerdem bestehen wirtschaftliche Unsicherheiten, da das Einkommen stark vom Wetter, der Marktlage oder politischen Subventionen abhängt.


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Die Lösung: So finden und halten Sie Auszubildende

Etwas, das helfen kann, ist eine groß angelegte Imagekampagne – was allerdings für landwirtschaftliche Betriebe alleine nur schwer umzusetzen ist. Aber auch im Kleinen lässt sich die Werbetrommel rühren, etwa auf Fach- und Jobmessen. Eine moderne Darstellung kann helfen, junge Menschen anzusprechen. Hier können Betriebe Interessierten zeigen, wie ein moderner Betrieb heutzutage arbeitet.


Was ebenfalls jeder Betrieb anstoßen kann, ist ein eigenes Förderprogramm. Hierzu zählen etwa attraktive Ausbildungsvergütungen, Fortbildungen und, soweit es geht, das Aufzeigen von Karrieremöglichkeiten. Auch Zuschüsse oder Boni können dafür sorgen, die Attraktivität zu steigern. Denn wie inzwischen regelmäßig Umfragen aufzeigen, schauen junge Leute bei der Wahl der Arbeit vor allem auf das Geld.


Auch die Einbindung von Technik kann jedes Unternehmen umsetzen. Insbesondere technikaffine Jugendliche können damit angezogen werden, wenn der landwirtschaftliche Betrieb Drohnen, KI und Big Data einsetzt. Gerade mit der letzten Maßnahme lässt sich aufzeigen, dass die Landwirtschaft eine innovative und zukunftsorientierte Branche ist.


Nicht außer Acht gelassen werden sollte, dass nach wie vor jungen Menschen das Thema Nachhaltigkeit wichtig ist. Landwirtinnen und Landwirte, die bei Klimaschutz, nachhaltiger Nahrungsmittelproduktion oder Biodiversität vorangehen, können hier im Vorteil sein.
Vielversprechend könnte auch sein, junge Landwirtinnen und Landwirte oder Auszubildende als Sprachrohr einzusetzen. Diese können ihre Erfolgsgeschichten sowie den Reiz der Arbeit nach außen tragen und in der jungen Alterskohorte so auf Resonanz stoßen. Denn junge Leute wissen genau, was Jugendliche interessiert, wie man richtig kommuniziert und vor allem wie man sie erreicht.


Ein durchaus heikler, aber für junge Menschen wichtiger Punkt, sind die Arbeitszeiten, Stichwort Work-Life-Balance. Das muss nicht automatisch heißen, dass Auszubildende nur montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr arbeiten wollen. Sie wollen aber das Privatleben nicht vernachlässigen und entsprechend noch genug Zeit für Familie, Freunde oder Hobbies haben. Dies kann zum Beispiel durch Gleitzeit oder saisonale Flexibilität gewährleistet werden. Auch Freizeitausgleich, sollte einmal mehr zu tun sein als üblich, wäre eine Option.


Sicher aufgestellt für morgen

All diese Punkte sind natürlich keine Garantie, dass in Zukunft der Bedarf an Fachkräften in der Landwirtschaft gedeckt wird. Außerdem kämpft jeder Betrieb in Südwestfalen mit unterschiedlichen Herausforderungen. Aber nichtsdestotrotz lohnt es sich, sich proaktiv auf junge Leute zuzubewegen. Gerade weil sich die Vorstellung von dieser Zielgruppe häufig nicht ein zu eins auf die landwirtschaftliche Tätigkeit übertragen lässt. Denn nur wer selbst in Bewegung bleibt und sich auf die Bedürfnisse junger Menschen einlässt, hat gute Chancen, dass sein Betrieb weiterhin zukunftsfit bleibt.