Wie wäre es, wenn Sie auf der Suche nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern plötzlich auf einen viel größeren Talentpool zurückgreifen könnten? Immer mehr Unternehmen aus Südwestfalen und dem gesamten Bundesgebiet setzen hierfür auf das Anwerben von ausländischen Fachkräften. Wie Sie als Arbeitgebende davon profitieren und welche zusätzlichen Wege zur internationalen Besetzung Ihrer Vakanzen Sie gehen können, erklären wir Ihnen hier.
Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz
Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz erleichtert es deutschen Arbeitgebenden, ausländische Fachkräfte einzustellen und letzteren den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt. Die Faustformel lautet hierbei: Wer einen Abschluss im Heimatland und zwei Jahre Berufserfahrung hat, kann als Fachkraft nach Deutschland kommen.
Zusätzlich dazu gilt seit März diesen Jahres folgende Erweiterung: Fachkräfte in sogenannten „nicht reglementierten Berufen“ können auch ohne die formale Anerkennung ihres ausländischen Abschlusses zum Arbeiten nach Deutschland einreisen. Damit wird eine große bürokratische Hürde, die bislang Unsicherheit für Arbeitnehmende und Arbeitgebende bedeutet hat, abgebaut. Die ersatzweise Voraussetzung: Die Zahlung eines Mindestgehaltes bzw. des Tariflohns für qualifizierte Beschäftigte.
Zu den nicht reglementierten Berufen gehören unter anderem die knapp 330 Ausbildungsberufe im dualen Ausbildungssystem, darunter zum Beispiel Industriekauffrau bzw. -mann, Elektronikerin bzw. Elektroniker oder Kraftfahrzeugmechatronikerin bzw. Kraftfahrzeugmechatroniker.
Eine gerade in den stark industriell geprägten Regionen Siegerland und Märkischer Kreis eine wertvolle Ergänzung!
Wie gelangen Sie an qualifizierte Arbeitnehmende aus dem Ausland
Um die gesetzlichen Erleichterungen auch umfangreich nutzen zu können, sollten Arbeitgebende die Besetzung freier Stellen sinnvoll planen. Zunächst gilt es zu klären, welche Stellen Sie genau besetzen möchten, um dann im zweiten Schritt das „Wo?“ und das „Wie?“ Ihrer Suche anzugehen. Hier gibt es zum Glück einige Hilfsangebote von staatlicher sowie von privatwirtschaftlicher Seite:
Das Portal „Make it in Germany“
„Make it in Germany“ ist das Portal der Bundesregierung für Fachkräfte aus dem Ausland und bündelt Informationen zu Jobs, Visa und Leben in Deutschland. Neben der Arbeitnehmendenseite auf der Startseite gibt es auch eine informative Seite für Arbeitgebende. Ein regelmäßiges, nützliches Webinarangebot rundet das Portal ab.
Spezialisierte Full-Service-Agenturen
Gerade wenn es um die Besetzung von Stellen in den gefragten Bereichen wie MINT-Berufen oder beispielsweise der Pflege geht, können Arbeitgebende mittlerweile auf einen Pool von spezialisierten Anbieterinnen und Anbietern zurückgreifen. Diese spezialisierten Personalagenturen bieten häufig ganze Full-Service-Modelle an und suchen nicht nur die passenden Kandidatinnen und Kandidaten zur Besetzung Ihrer Vakanzen aus, sondern können sich zusätzlich auch um Visa und Behördengänge kümmern oder sogar nach der passenden Wohnung suchen.
Ihre Suche – ein schrittweiser Prozess
Doch selbst wenn Sie auf einen spezialisierten Dienstleister zurückgreifen, müssen Sie einen Schritt auf dem Weg zur Besetzung Ihrer ausgeschriebenen Stelle selbst gehen: Stecken Sie den Aufgabenbereich Ihrer zukünftigen Mitarbeitenden so genau wie möglich ab.
Definieren Sie genau, in welchen Bereichen die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingesetzt werden sollen und welche Qualifikationen sie mitbringen müssen. Je genauer die Stellenbeschreibung ausfällt, desto leichter fällt Ihnen oder Ihren Partnern später die Entwicklung eines Suchprofils. Je detaillierter wiederum dieses Profil ausfällt, desto besser lassen sich die Parameter der geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten im Ausland wie Abschlüsse oder vorhandene Arbeitserfahrung übertragen.
Sollten Sie die Suche und Besetzung auf eigene Faust weiterverfolgen, könnte der Prozess so oder so ähnlich weitergehen:
Zielregionen bestimmen:
Leiten Sie aus dem Suchprofil konkrete Ansatzpunkte ab, aus welchen Regionen oder Ländern Sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rekrutieren möchten. Berücksichtigen Sie dabei, wo Ausschreibungen und Bewerbungsprozesse effizient verlaufen. Hierfür können Sie beispielsweise die Ausbildungskurrikula einer Zielregion mit deutschen Ausbildungskurrikula vergleichen. Dort, wo ähnliche Standards gelten oder eine bestimmte Qualifikation, die für ihr Unternehmen wichtig ist, besonders hervorgehoben wird, ist ein guter Ort für Ihr Recruiting.
Vertiefende Recherchen:
Informieren Sie sich über passende Kanäle im Zielland, insbesondere Stellenbörsen und -suchmaschinen. Veröffentlichen Sie Vakanzen in der präferierten Sprache der Fachkräfte aus dem Ausland.
Aufbau interkultureller Kompetenz:
Berücksichtigen Sie die Gepflogenheiten vor Ort bereits bei der Erstellung von Anzeigen und während Vorstellungsgesprächen – auch bei Online-Interviews.
Bestimmung von Regionen: Leiten Sie aus dem Suchprofil konkrete Ansatzpunkte ab, aus welchen Regionen oder Ländern Sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rekrutieren möchten. Berücksichtigen Sie dabei, wo Ausschreibungen und Bewerbungsprozesse effizient verlaufen.
Onboarding mitdenken – im Zielland und in Ihrem Unternehmen
Kalkulieren Sie die Erfüllung der regulatorischen Anforderungen, wie beispielsweise die Ausstellung entsprechender Dokumente mit ein. Auch eventuell benötigte Sprachkenntnisse gilt es zu vermitteln oder abzuprüfen. Außerdem sollten Sie Lösungen oder Hilfen für die Wohnungssuche Ihrer künftigen Mitarbeitenden einplanen. Nicht zuletzt ist es wichtig, dass Sie den neuen Kolleginnen und Kollegen auch innerhalb Ihres Unternehmens einen guten Start bieten. Neben einem klassischen Onboardingprozess helfen hier beispielsweise Mentoringprogramme mit erfahrenen Mitarbeitenden oder auf den individuellen, bisherigen Berufsweg und den kulturellen Hintergrund zugeschnittene Programme.
Festlegen eines Budgets:
Legen Sie ein Gesamtbudget für Recruiting, Einarbeitung und formelle Prozesse fest. Investitionen sollten sich spätestens nach 12 Monaten rechnen, um das Unterfangen kalkulierbar zu halten.
Anwerben ausländischer Fachkräfte – eine Lösung auch für Ihr Unternehmen?
Zugegeben, die genannten Prozesse und das zugrundeliegende Regularium mögen auf den ersten Blick recht komplex erscheinen. Dennoch ist der Gesetzgeber derzeit bestrebt wie nie zuvor, die gezielte Einwanderung ausländischer Fachkräfte zu erleichtern.
Gerade Arbeitgebende mit flächendeckendem Personalbedarf wie beispielsweise Kliniken, besetzen bereits seit einigen Jahren gezielt Stellen aus dem Ausland heraus. Die konzentrierte Suche nach dem gleichen Profil in der gleichen Zielregion, beispielsweise nach qualifizierten Pflegefachkräften im südostasiatischen Raum, hält dabei den relativen Aufwand skalierbar.
Haben Sie viele Stellen eines ähnlichen Profils zu besetzen, dann können sich internationale Kooperationsprogramme besonders lohnen. Wollen Sie einzelne Spitzenpositionen besetzen, dann könnte Ihnen eine Headhunterin oder ein Headhunter gute Dienste leisten. Außerdem gibt es in einer von Hochschulen durchzogenen Region wie Südwestfalen auch die Möglichkeit, in den internationalen Büros oder bei Alumnivereinen um die internationale Platzierung Ihrer Gesuche zu bitten.