Der Generationenwechsel gehört zu den größten Herausforderungen für mittelständische Unternehmen – auch in Südwestfalen. Viele Betriebe stehen vor der Frage, wie sie die Zukunft ihres Unternehmens sichern können: familienintern, durch Verkauf oder mit einem externen Management. Im Interview erklärt Markus Schrage, Prokurist und Abteilungsleiter Firmenkundenbank bei der Volksbank in Südwestfalen, welche Stolperfallen es gibt, wie eine Nachfolge erfolgreich gelingt und welche Rolle die Bank dabei spielt.
Herr Schrage, warum ist das Thema Generationenwechsel gerade für Unternehmen in Südwestfalen so bedeutsam?
Wir beobachten, dass der Markt für Unternehmenszusammenschlüsse und -übernahmen, der sogenannte M&A-Markt, weiterhin sehr dynamisch ist. Auffällig ist, dass zunehmend mittelständische Unternehmen von Konzernen – auch aus dem Ausland – übernommen werden. Für uns als Volksbank in Südwestfalen bedeutet das: Wir müssen im engen Austausch mit unseren Kundinnen und Kunden bleiben, um den Übergabeprozess möglichst aktiv begleiten zu können. So stellen wir sicher, dass Unternehmen langfristig stabil bleiben – und wir die Kundenbeziehung fortsetzen können.
Wenn wir auf die Region blicken: Mit welchen besonderen Herausforderungen sind Unternehmen bei einer Übergabe hier konfrontiert?
Südwestfalen gehört zu den stärksten Wirtschaftsregionen Deutschlands, ist aber nach wie vor stark von der Metallverarbeitung und der Automotive-Branche geprägt. Diese Branchen stehen derzeit unter enormem Druck. Das macht Unternehmensübergaben schwieriger – sowohl für die Unternehmerinnen und Unternehmer, die abgeben wollen, als auch für potenzielle Nachfolgerinnen und Nachfolger.
Nun denken viele Unternehmerinnen und Unternehmer vielleicht: Was muss ich eigentlich tun, damit mein Betrieb für die Nachfolge attraktiv bleibt?
Das Wichtigste ist, frühzeitig mit der Nachfolgeplanung zu beginnen. Viele schieben dieses Thema gerne auf – verständlich, aber gefährlich. Je besser das Unternehmen aufgestellt ist, desto höher ist seine Attraktivität und sein Wert.
Wie stark hängt das Ganze auch von der finanziellen und organisatorischen Aufstellung ab?
Enorm! Ein Betrieb, der wirtschaftlich gesund und organisatorisch klar strukturiert ist, lässt sich deutlich leichter übergeben als ein Unternehmen, in dem viele Baustellen bestehen.
Und wenn es doch einmal so weit kommt, dass ein Unternehmen in einer schwierigen Lage übergeben werden soll – was bedeutet das für die Nachfolgerin oder den Nachfolger?
Wenn es so kommt, dann wird es herausfordernd. Gerade externe Übernehmerinnen oder Übernehmer tun sich oft schwer, einen angeschlagenen Betrieb wieder auf Kurs zu bringen. Gleichzeitig kann genau darin auch eine Chance liegen: Manche Unternehmen verfügen über gute Produkte, leiden aber unter schlechtem Management oder einem unpassenden Geschäftsmodell. Eine erfahrene Käuferin oder ein erfahrener Käufer kann hier einen „Rohdiamanten“ erkennen und ihm neuen Glanz verleihen.
Welche Vorgehensweisen haben sich denn als besonders erfolgreich erwiesen, wenn es um die Nachfolge geht?
Zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren gehört eine frühzeitige Planung. Unternehmerinnen und Unternehmer sollten sich frühzeitig damit auseinandersetzen, welche Form der Übergabe am besten passt – sei es eine familieninterne Nachfolge, eine interne Lösung, wenn beispielsweise leitende Angestellte das Unternehmen übernehmen, oder wenn das Unternehmen von jemand Externen übernommen wird. Ebenso wichtig ist es, sich über die eigenen Motive klarzuwerden: Geht es in erster Linie um den Fortbestand des Unternehmens oder steht ein möglichst hoher Verkaufspreis im Vordergrund? Auch die Frage, ob man nach der Übergabe einen klaren Schnitt machen oder für eine Übergangsphase noch im Betrieb mitwirken möchte, sollte im Vorfeld entschieden werden. Und nicht zuletzt empfiehlt es sich, rechtzeitig professionelle Begleitung einzubeziehen – sei es durch die Bankberaterin oder den Bankberater oder spezialisierte M&A-Expertinnen und -Experten, die den Prozess strukturiert und effizient unterstützen können.
Das klingt nach einem längeren Vorlauf. Ab wann sollte man sich denn mit dem Thema beschäftigen?
Spätestens ab dem 50. Lebensjahr. Es braucht einfach Zeit, die richtigen Weichen zu stellen.
Neben Zahlen und Verträgen – wie wichtig ist eigentlich die Kommunikation im gesamten Prozess?
Sie ist entscheidend. Sobald die grundsätzliche Entscheidung für eine Übergabe gefallen ist, sollte der Dialog zwischen Übergebende und Nachfolgende beginnen. Steht die Nachfolge fest, ist auch der richtige Zeitpunkt, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzubeziehen – um Vertrauen zu schaffen und Unsicherheiten zu vermeiden.
Ein weiteres Feld sind die rechtlichen und steuerlichen Fragen. Wie schätzen Sie deren Bedeutung ein?
Sie sind von großer Bedeutung. Gerade hier können Fehler sehr teuer werden. Als Volksbank dürfen wir in diesen Fragen nicht selbst beraten, aber wir vermitteln erfahrene Expertinnen und Experten, die sich dann mit diesen Punkten auseinandersetzen können.
Nun gibt es ja auch die menschliche Seite: Viele Unternehmerinnen und Unternehmer können nur schwer loslassen. Was raten Sie in solchen Fällen?
Nach unserer Erfahrung ist ein klarer Schnitt der beste Weg. Zwar kann es sinnvoll sein, dass die Übergeberin oder der Übergeber noch für eine Übergangszeit beratend oder geschäftsführend tätig bleibt. Mitspracherechte sollte sie oder er aber nicht mehr haben – sonst sind Konflikte vorprogrammiert.
Wie oft begleitet die Volksbank in Südwestfalen eigentlich solche Übergaben?
Das variiert stark. Kleinere Übergaben begleiten wir jährlich etwa 15 bis 20 Mal. Größere Nachfolgefinanzierungen haben wir mindestens ein- bis zweimal im Jahr, in manchen Jahren auch vier- bis fünfmal. Tendenziell nimmt die Zahl der Übergaben aber zu.
Und wie genau unterstützen Sie die Unternehmerinnen und Unternehmer in dieser Phase?
Die Volksbank in Südwestfalen versteht sich als verlässliche Partnerin für Unternehmerinnen und Unternehmer, die vor einer Nachfolge stehen. Schon in einer frühen Phase stehen wir für einen offenen Dialog zur Verfügung und bringen unsere umfangreiche Erfahrung aus zahlreichen begleiteten Übergaben ein. Darüber hinaus profitieren unsere Kundinnen und Kunden von einem starken Netzwerk, das weit über die Genossenschaftliche Finanzgruppe hinausreicht und bei Bedarf gezielt eingebunden werden kann. Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Beratung im Private Banking: Hier unterstützen wir Unternehmerinnen und Unternehmer auch bei der persönlichen Vermögensplanung für die Zeit nach der aktiven Unternehmensphase – ein Thema, das häufig unterschätzt wird, aber eng mit einer erfolgreichen Nachfolge verbunden ist.
Zum Abschluss: Was würden Sie jemandem raten, der sich gerade zum ersten Mal ernsthaft mit der Übergabe seines Unternehmens beschäftigt?
Ganz einfach: Suchen Sie frühzeitig das Gespräch – auch mit uns. Wir bringen Erfahrung, Diskretion und ein starkes Netzwerk mit und stehen als Sparringspartner bereit. Eine gute Nachfolge gelingt selten im Alleingang, sondern braucht verlässliche Partnerinnen und Partner. Wie die Volksbank in Südwestfalen.