Leere Innenstädte, hohe Mieten, Online-Konkurrenz: Spätestens seit der Coronakrise mit ihren Lockdowns stehen Betreibende von Geschäften des stationären Einzelhandels vor Herausforderungen. Doch: Der Trend ist kein Schicksal. Wer bereit ist, seine Flächen neu zu denken, kann das stationäre Geschäft zu einem echten Erlebnisraum machen – zu einem Ort, an dem Marken spürbar werden und Kundinnen und Kunden zu Gästen.
Der neue Auftrag: Räume schaffen, die wirken
Online-Shopping ist funktional und gerade innerhalb des gehetzten Alltags vieler Kundinnen und Kunden vermeintlich unschlagbar bequem. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, ist ein Ladengeschäft eine echte Trumpfkarte im Handel. Das Potential liegt dabei in der Erfahrung des Besuchs, nicht im Produkt allein. Menschen wollen inspiriert, eingebunden und emotional berührt werden. Einkaufen kann dabei zur Freizeitbeschäftigung, zum Teil der Lebenswelt werden.
Der stationäre Handel kann genau diese Rolle einnehmen– wenn er sich vom reinen Point of Sale (PoS) hin zum Point of Experience (PoX) weiterentwickelt.
Was bedeutet das für Ladeninhaberinnen und -inhaber?
Ladenbetreibende sollten sich also fragen, wie sie ihre Marke am besten inszenieren können. Eine Möglichkeit könnte es sein, persönliche Erlebnisse und nicht nur einen standardisierten Verkaufsprozess zu bieten. Interaktion zu schaffen, statt passiv Produkte auszustellen. Die Verkaufsfläche zur Bühne, zum Treffpunkt oder zum Showroom zugleich zu machen. In Südwestfalen, zusammengesetzt aus einer Vielzahl von kleineren bis mittelgroßen Städten und Gemeinden, bietet sich ein enormes Potential für Geschäfte, die ihren Laufkundinnen und -kunden entsprechende Mehrwerte bieten wollen. Bei der materiellen Umsetzung kann auch ein Blick ins Gastgewerbe helfen: Während die Hotel- und Restaurantbranche insgesamt ebenfalls vor Herausforderungen steht, erfreuen sich gerade solche Häuser sogar steigender Beliebtheit, wenn sie als besonders „instagramable“ gelten. Es klingt beinahe zu oberflächlich, aber wenn es als „schick“ gilt, sich in Ihrem Laden zu zeigen, dann ist das für viele, gerade junge Kundinnen und Kunden, ein Grund, ihr Geschäft zu besuchen. Haben Sie eine Ecke, die besonders selfiegeeignet ist? Bei der Einrichtung hilft es, zunächst ein Lookbook zusammenzustellen. Holen sie sich dafür Inspiration auf Plattformen wie Pinterest oder Instagram und speichern Sie sich Bilder als Favoriten, die zu ihren Produkten passen und auf einen kohärenten Look einzahlen, der Ihnen gefällt. Sie müssen auch nicht gleich ihren gesamten Laden umstellen. Wenn bereits eine Wand einen guten und einzigartigen Bildhintergrund abgibt, haben Sie schon einen Besuchsgrund geschaffen. Tipp: Prüfen Sie bei der Einrichtung immer wieder, wie sich Ihre „Fotoecke“ im Hochformat Ihrer Smartphonekamera macht. Gerade aus dieser Perspektive können Sie dann Material erstellen, um in Ihr Geschäft einzuladen und darauf hoffen, dass Sie mit Ihrer Begeisterung bald weitere Besucher anstecken. Es lohnt sich heute mehr denn je, Ihren Laden in Szene zu setzen.
So gelingt Verkauf mit Eventcharakter und Begegnung
Neben der physischen Umgebung ist aber vor allem das Konzept entscheidend: Was der stationäre Handel kann, nicht aber der Onlinehandel, ist es, Begegnungen zu schaffen und Produkte zum Anfassen und zum Testen anzubieten. Die Ideen müssen natürlich zum Grundangebot Ihres Geschäftes passen, um Ihren Kundinnen und Kunden eine ganzheitliche Erfahrung zu bieten und langfristig auch auf Ihr Kerngeschäft einzuzahlen.
1. Concept Stores mit Community-Anspruch
Büchercafés, also Buchläden mit einem kleinen Angebot von Kaffeespezialitäten, sind längst keine Seltenheit mehr. Doch das Konzept kann sogar noch weitergedacht werden: Autorenlesungen mit wechselnden Gästen, Workshops für Kinder, wie beispielsweise zum Thema Buchbinden, können als unregelmäßig stattfindende Events das Angebot zusätzlich erweitern. Dieses Grundkonzept lässt sich auf viele Branchen übertragen, beispielsweise:
- könnte ein Feinkostgeschäft zu Weinproben, Kochabenden oder Pralinenkursen einladen,
- eine Modeboutique persönliche Stilberatungen bei Musik und Sekt anbieten oder
- ein Fotostudio eine temporäre Galerie eröffnen und die Werke lokaler Künstler in den Alltag integrieren.
2. Multifunktionale Flächen – Doppelnutzung mit Mehrwert nach Ladenschluss
Ihre Ladenmiete ist gestiegen und Sie wollen die Nutzung Ihrer Fläche optimieren? In vielen Städten, gerade in begehrten und teuren Innenstadtlagen, entstehen bereits jetzt in Ladenlokalen Flächen, die weiterhin klassisch im Verkauf funktionieren und zusätzlich abends oder am Wochenende zur Eventlocation werden. Denkbar sind hier auch wieder passende Formate, beispielsweise wenn ein Outdoorfachgeschäft beispielsweise nach Ladenschluss seine Fläche als Plattform für Reisevorträge zur Verfügung stellt. Wenn die Lage aber sehr gut ist und der Platz im Geschäft ausreicht, können auch vermeintlich „fachfremde“ Formate, wie beispielsweise kleine Konzerte angeboten werden.
Wenn Sie darüber nachdenken, Ihr Geschäft als Plattform für ähnliche Formate anzubieten, können sich auch Investitionen in modulare Möbel oder in Veranstaltungstechnik wie beispielsweise Projektoren, anbieten.
3. Lokale Kooperationen – gemeinsam wird mehr draus
Ein Aspekt sich verändernder Kundenerwartungen ist es, dass immer mehr Menschen Lösungen aus einer Hand erwarten, den Gang zu verschiedenen Dienstleistern scheuen oder unterschiedliche Lebensbereiche aufeinander abstimmen wollen. Machen Sie aus dieser Not eine Tugend und schließen Sie sich mit benachbarten Händlerinnen und Händlern zusammen!
Gerade von Kooperationen über verschiedene Branchen hinweg können Sie, und damit auch Ihre Kundschaft profitieren: Wenn eine Gärtnerei oder ein Blumenladen mit einem gastronomischen Betrieb kooperiert, können beide gemeinsam Hochzeiten in einer wundervollen Location anbieten. Entweder im fachmännisch dekorierten Restaurant oder aber, wenn der Platz es zulässt, in den Räumlichkeiten der Gärtnerei zwischen Gewächshaus und Blumenstöcken und von der Gastronomie beliefert. Einzigartige Instagram-Momente!
Aber auch alltäglichere Bereiche können von lokalen Kooperationen profitieren:
- Modegeschäft & Friseur: Kombi-Angebote mit Rabatt rund ums Thema Stilberatung
- Spielwarenladen & Schreinerei: Maßgezimmerte Kinderzimmereinrichtung mit Funktionalität und Herz für freudigen Spieleinsatz und ein aufgeräumtes Zimmer
- Lebensmitteleinzelhandel & lokale Manufakturen: saisonal wechselnde Ausstellungen mit Verkauf.
Kleine Schritte, große Wirkung
Nicht jeder Laden muss zum Erlebnispark werden. Oft machen auch schon gezielt gesetzte, kleine Highlights einen großen Unterschied: ein ungewöhnliches Schaufenster, eine Mitmachaktion, ein saisonales Pop-up-Angebot. Wichtig ist die Perspektive: Wer seinen Raum durch die Augen der Kundschaft betrachtet, entdeckt neue Potenziale.
Dabei können drei zentrale Fragen helfen:
- Was erleben meine Kundinnen und Kunden in meinem Laden, das sie online nicht bekommen?
- Welche Emotion will ich erzeugen? (Geborgenheit, Inspiration, Überraschung…)
- Welche Geschichte erzählt mein Raum – und wie kann ich sie sichtbar machen?
Als Volksbank in Südwestfalen sehen wir uns als Partnerin des regionalen Mittelstandes – auch in Zeiten des Umbruchs. Egal ob durch eine Investitionsberatung oder die Empfehlung geeigneter Fördermittel für Ihre Vorhaben – wir stehen an Ihrer Seite.