Gelebte Nachhaltigkeit kann auch im Berufskontext Kosten sparen und dabei das Wohlbefinden steigern. Während sich in den letzten Jahren viele Unternehmen bereits nachhaltiger aufgestellt haben, gibt es noch einige Kniffe, die zusätzlich etwas für die Umweltbilanz tun und sich dabei garantiert für niemanden nach Verzicht anfühlen. Wir haben fünf Bereiche typischer Betriebe in Südwestfalen unter die Lupe genommen und dabei einige Potentiale entdeckt.
Durchdachte Raumgestaltung
Eine angenehme Umgebung kann einen Menschen beflügeln. Eine smarte Umgebung macht es darüber hinaus einfach, richtige Verhaltensweisen ganz selbstverständlich zu leben. Bedenken Sie daher Nachhaltigkeit schon bei der Gestaltung der Büroeinrichtung.
Helle Räume
Wenn Sie beispielsweise bewusst helle Möbel und Wandfarben einsetzen, dann wird das Licht auf vielen Oberflächen reflektiert. Das führt dazu, dass nachweislich weniger Licht benötigt wird, um einen Raum voll auszuleuchten.
Heiz- und Klimatechnik
Einen großen Teil des Energieverbrauchs entfällt in Gebäuden in Deutschland auf die Nutzung von Heiz- und Lüftungstechnik. Es ist wichtig, dass Büroräume die richtige Temperatur aufweisen, damit Mitarbeitende sich wohl fühlen und sich gut konzentrierten können. Statt also Ihre Kolleginnen und Kollegen dazu anzuhalten, im Winter die Heizung und im Sommer die Klimaanlage abzudrehen, um Energie zu sparen, können Sie in sinnvolle Technik investieren, mit der sich das Raumklima zentral steuern lässt.
Denn häufig ist es nicht das nachvollziehbare Bedürfnis, in einem konstant angenehm temperierten Raum zu sitzen, was zu hohen Energiekosten führt, sondern das Abfangen von Spitzen oder das unsachgemäße Einstellen von Geräten, wie das vollständige Abdrehen von Heizungen nach Feierabend, sodass am nächsten Morgen völlig ausgekühlte Räume wieder hochgeheizt werden müssen oder das lange Lüften im Hochsommer, um vermeintlich die Temperatur zu regulieren. Auch das Nachrüsten von Fenstern durch isolierende Folien kann sich positiv auf die Energiebilanz ihres Unternehmens auswirken.
Bepflanzung
Auch Pflanzen können sich positiv auf das Raumklima auswirken: Sie wirken reinigend für die Luft und gerade große Pflanzen dämpfen angenehm die Geräuschkulisse, was sich positiv auf die Konzentration ihrer Mitarbeitenden auswirken kann. Büropflanzen, die verhältnismäßig pflegeleicht sind und sich besonders gut für einen nachhaltigen Arbeitsplatz eignen sind:
- Birkenfeige
- Bogenhanf
- Elefantenfuß
- Goldfruchtpalme
- Grünlilie
- Gummibaum
Mülltrennung
Mülltrennung fällt dann leicht, wenn sie intuitiv, bequem und ohne Mehraufwand praktiziert werden kann. Dazu benötigt es klar beschriftete, leicht zugängliche Gefäße, welche mit den kommunalen Mülltonnen übereinstimmen. Die Stadt Siegen beispielsweise stellt hier ein mehrsprachiges Faltblatt zur Verfügung, welches auf die unterschiedlichen Entsorgungsmöglichkeiten hinweist. Die korrekte Information gepaart mit der mühelosen Umsetzungsmöglichkeit kann hier zur Trumpfkarte werden.
Gemeinschaftsgeräte: Hier profitieren alle
Denken wir den Bereich der smarten Einrichtung weiter, gelangen wir zu Elektronikgeräten. Diese sind häufig verbrauchsintensiv, aber unverzichtbar. Dafür können Sie hier Skaleneffekte nutzen. Statt beispielsweise jedes einzelne Büro mit einem Drucker auszurüsten, können Sie ein großes Netzwerkgerät für mehrere Büros, beispielsweise etagenweise, installieren. Da diese Geräte dann in der Regel auch besser ausgelastet werden, trocknen weniger Tonerkartuschen aus. Außerdem werden sich die meisten Mitarbeitenden auch über die gute Druckqualität, die diese großen Geräte zumeist liefern, freuen.
Ein weiteres Gerät, dessen Anschaffung eher für Freude als für Verzichtstimmung sorgen wird, ist der zentral untergebrachte Kaffeevollautomat. In einer gemeinschaftlichen Teeküche untergebracht, kann das Gerät zahlreiche kleinere Maschinen in den einzelnen Büros ersetzen. Außerdem punktet es in Sachen Abfall: Anders als bei Pad-, Kapsel- oder Filtermaschinen bleibt hier nach dem Kaffeegenuss nur der Kaffeesatz übrig.
In vielen Büros läuft Hintergrundmusik. Was vielen Hörenden nicht bewusst ist: Das Nutzen von Streamingdiensten ist sehr energieintensiv, da alle Tracks, die abgespielt werden, immer wieder neu heruntergeladen werden müssen. Deutlich energiesparender ist es an diesem Punkt, Playlists zu erstellen, die lokal gespeichert und immer wieder abgespielt werden können. Die klassische Alternative: Das Radio.
Übrigens: Einige Anschlüsse (wie z.B. USB) verbrauchen auch im ausgeschalteten Gerätezustand noch Strom. Hier gibt es eine Anleitung, wie das ausgeschaltet werden kann.
Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel fördern
Südwestfalen ist im Allgemeinen eher eine Pendlergegend. Das bedeutet, dass täglich viele Autokilometer zurückgelegt werden, um Beschäftige von zuhause ins Büro und umgekehrt zu bringen. In Städten und Ballungszentren können Arbeitgebende die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel fördern, beispielsweise durch die Übernahme von Nahverkehrtickets. Allerdings ist das nicht für jeden Arbeitnehmenden eine realistische Option. Wer beispielsweise von Berken nach Lüdenscheid pendelt, nähme für die öffentliche Anfahrt lange Fahrtzeit und einige Umstiege auf sich. Unverhältnismäßig für eine Strecke von 13 km. Hier könnte dafür ein Jobrad, im Idealfall elektrisch, einen echten Mehrwert bieten.
Zusätzliche Anreize, mal mit dem Rad statt dem Auto zur Arbeit zu kommen, liefern Urlaubsmodelle: Einige Firmen bieten Beschäftigten, die nachweislich regelmäßig Sport treiben, mehr Urlaubstage pro Jahr an. Dabei können beispielsweise 20 Stunden Sport einem zusätzlichen Urlaubstag entsprechen. Wenn die Zeit auf dem Fahrrad angerechnet werden kann, dürfte das den Ein oder Anderen zum umweltfreundlichen Arbeitsweg motivieren.
Homeoffice weiter gedacht
Seit 2020 ist es häufiger geworden, dass manche Beschäftigte tageweise oder vollständig auf ihren Arbeitsweg verzichten: Das Homeoffice machts möglich. Die Kehrseite, die die remote Mitarbeitenden auslösen: Der dauerhafte Leerstand in Büroräumen häuft sich. Das bedeutet, dass Unternehmen die Instandhaltung von immer mehr faktisch ungenutzter Fläche zahlen müssen. Betroffene Firmen sollten über Downsizing nachdenken. Das funktioniert auch bei Unternehmen, die ihren Mitarbeitenden auch nur tageweise das Arbeiten von zuhause aus ermöglichen. Hierfür können die Arbeitgebenden „neutrale“ Arbeitsplätze einrichten, die mit Bildschirmen ausgestattet sind, an die ein Laptop angeschlossen wird. Werden die Mitarbeitenden über die Woche korrekt koordiniert, können diese Arbeitsplätze so im Wechsel übernommen und die Geräte ausgelastet werden.
Eine Möglichkeit, ungenutzte Fläche in der Bestandsimmobilie zu nutzen, bietet für Unternehmen das sogenannte Office Sharing. Dabei werden einzelne Freiflächen des Büros an andere Unternehmen vermietet, also eine Art Co-Working-Space im eigenen Unternehmen geschaffen.
Nachhaltigkeit auch für den menschlichen Körper
Viele der genannten Tipps beziehen sich auf Raumeffizienz und Energieeinsparung. Kommen wir zum Abschluss zur wichtigsten Ressource eines jeden Betriebs: Seinen Mitarbeitenden. Nachhaltiges Wirtschaften bedeutet auch, heute an morgen zu handeln. Auf Ihre Mitarbeitenden bezogen bedeutet das: Helfen Sie ihnen, einen gesunden Lebensstil zu pflegen und auf ihre Gesundheit zu achten. So sorgen Sie für mehr Produktivität und beugen krankheitsbedingtem Arbeitsausfall vor. Allein wegen Rückenschmerzen waren fast ein Drittel der deutschen Bevölkerung 2021 in ärztlicher Behandlung. Eine erhebliche, volkswirtschaftliche Belastung, die nicht zuletzt auch auf sitzende Tätigkeiten ohne Bewegungsausgleich zurückzuführen ist.
Die gute Nachricht: Hier ist Prävention gut möglich. Zum einen, durch ergonomisches Büromobiliar. Dies sollten Sie auch Arbeitnehmenden, die überwiegend im Homeoffice tätig sind, anbieten. Hier bieten sich höhenverstellbare Schreibtische oder ergonomische Bürostühle an. Auch zusätzliche Bildschirme zu installieren, kann einen Unterschied bewirken. Die Arbeit mit dem Blick nach unten auf einen Laptop gerichtet, ist zu vermeiden.
Auch die Vermittlung im Alltag praktikabler Übungen hat sich in Unternehmen bewährt. Es gibt Physiotherapiepraxen, die entsprechende Workshops in Unternehmen anbieten. Mit Programmpunkten wie diesem könnten Sie beispielsweise auch einen Gesundheitstag im Unternehmen anbieten.
Die meisten Angestellten lieben es, neben der Arbeit und ihren Pausen ein paar süße Snacks zu genießen. Und solange sich Schokolade und Co nur positiv auf den Dopaminspiegel, nicht aber negativ auf der Waage auswirken, sind auch Bürosüßigkeiten eine nette Aufmerksamkeit. Möchten Sie allerdings Gesundheit mit Genuss paaren, dann können Sie auch Obst und Gemüse zur Verfügung stellen. Über den angestaubten, berühmten Obstkorb hinaus eignen sich hier beispielsweise Gemüseplatten, die morgens vorbereitet werden und mit mundgerechten Aufmerksamkeiten punkten. Wenn zur Vorbereitung keine Kapazität im Haus vorhanden ist: Auch dafür gibt es spezialisierte Anbieter, die Büros regelmäßig mit frischem Obst und Gemüse versorgen.
Verzicht war gestern
Nachhaltigkeit muss sich schon lange nicht mehr anfühlen wie Verzicht. Die Quintessenz unserer Tipps ist daher auch: Wenn Sie erfolgreich nachhaltiges Verhalten Ihrer Mitarbeitenden fördern wollen, sollte die nachhaltige Option immer mindestens genauso einfach sein, wie ihr bisheriges Pendant. Und auch wenn Sie nur einzelne Ideen umsetzen, können diese bereits eine Wirkung entfalten. Wir wünschen Ihnen und Ihrem Team viel Freude dabei!